Wie wichtig ist Menschenkenntnis für TierärztInnen?

In meinen Workshops stelle ich zu Beginn meistens zwei Fragen: Warum sind Sie Tierarzt/Tierärztin bzw. tiermedizinische/r Fachangestelle/r geworden und was ist für Sie die Königsdisziplin in der tierärztlichen Praxis? Häufig wird die erste Frage wie folgt beantwortet: „Ich bin tierlieb, ich habe selbst Haustiere, ich komme vom Bauernhof, mein Vater war schon Tierarzt, ich interessiere mich für Medizin, der Beruf ist sehr abwechslungsreich.“ Haben Sie erkannt, was in diesen Aussagen fehlt?

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Kommt es zu meiner zweiten Frage bezüglich der Königsdisziplin, werden in der Regel komplizierte Untersuchungen oder Operationen aufgeführt und Praxisbeispiele herangezogen. Doch noch immer fehlt etwas: der Mensch. Das Problem von uns TierärztInnen ist, dass wir den Menschen schlichtweg vergessen. Seien es unsere eigenen Mitarbeitenden oder die Menschen hinter unseren tierischen Patienten.

Verbindung zum Menschen aufbauen

Häufig wird in der Tiermedizin ein wichtiger Punkt unterschätzt: Sie benötigen eine gute Menschenkenntnis, um sowohl mit PatientenbesitzerInnen als auch Mitarbeitenden in eine Verbindung zu treten und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Hinter jedem Patienten steht immer ein Mensch, der schließlich unsere Rechnung bezahlen soll. Die Menschen, die zu uns in die Praxis kommen, sind meist aufgewühlt, weil mit ihrem Tier etwas nicht stimmt. Jetzt sind Menschenkenntnis und Feingefühl gefragt. Fragen Sie sich, welchem Menschen Sie gegenüberstehen, welche Signale dieser sendet und wie Sie am besten auf ihn eingehen können. Wenn wir den Menschen nicht erreichen, können wir fachlich noch so gut sein, die KundInnen werden nicht wiederkommen, wenn sie sich nicht gut aufgehoben fühlen. Das gleiche gilt für die Mitarbeitenden – wenn ihre Bedürfnisse außer Acht gelassen werden, verlassen sie die Praxis oftmals schnell wieder.

Königsdisziplin in der Tierarztpraxis: Die Menschenkenntnis

Eine Eigenschaft, die alle erfolgreichen Menschen teilen, ist, dass sie Menschen verstehen. Das beginnt bereits beim ersten Kontakt, zum Beispiel in der Telefonannahme, zieht sich über den Empfang bis hin in den Behandlungsraum. Langfristige und bessere Bindungen zu KundInnen und Mitarbeitenden erzielen vor allem ChefInnen, die empathisch sind und sich in ihr Gegenüber hineinversetzen können. Menschenkenntnis wird immer wichtiger – auch, weil gute Mitarbeitende schwieriger zu finden und zu halten sind. Sind wir als TierärztInnen in der Lage, unser Personal und unsere KundInnen richtig ein- und wertzuschätzen, profitieren beide Seiten. Verstehen Sie Ihre KundInnen und wissen auch Ihre Mitarbeitenden typgerecht mit ihnen umzugehen, kommen diese gerne wieder.

Wenn Sie mehr zu diesem Thema wissen möchten und lernen wollen, wie Sie die Menschen besser verstehen, dann sprechen Sie mich gerne an.