Ich bin Tierarzt und keine Führungskraft – wie führe ich mein Personal richtig?

Wir TierärztInnen haben gelernt, wie wir mit Tieren umgehen müssen, egal ob Kaninchen, Hund, Katze oder Kuh. Aber wie wir unsere MitarbeiterInnen führen sollen, wird uns im Studium nicht beigebracht. Ich selbst habe in jahrelanger Erfahrung und im learning by doing meine MitarbeiterInnen geführt – und dabei, wie ich rückblickend erkenne, einige Fehler gemacht, die ich Ihnen ersparen möchte.

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Fragen auch Sie sich, warum Ihre MitarbeiterInnen schon nach kurzer Zeit wieder kündigen oder unzufrieden sind? Die schmerzhafte Wahrheit ist, dass Sie in Ihrer Rolle als Führungskraft oftmals dazu beitragen. Jahrelang führte auch ich nach den Grundsätzen „nicht getadelt ist Lob genug“ und „als gerechte Führungskraft behandele ich alle MitarbeiterInnen gleich“. Nach jahrelanger, schmerzvoller Erfahrung und durch gezielte Weiterbildung im Bereich Personalführung weiß ich heute, wie wichtig Lob, Anerkennung und Wertschätzung für die MitarbeiterInnen sind und dass jede/r MitarbeiterIn unterschiedliche Bedürfnisse hat.

Lob und Anerkennung

Führungskräften fällt es manchmal schwer, ihre MitarbeiterInnen zu loben, obwohl sie deren Arbeit schätzen. Und obwohl wir wissen, wie wichtig Lob ist, sieht es in der Realität oftmals ganz anders aus. Das Motto: „Keine Kritik ist schon Lob“, das auch ich lange verfolgte, gilt nach wie vor in vielen Praxen und Kliniken. MitarbeiterInnen, die zu wenig Lob und Anerkennung bekommen, fühlen sich allerdings zurückgesetzt und sind weniger leistungsbereit. Lob ist ein wertvoller Schlüssel zur MitarbeiterInnenmotivation. Ein ehrliches Lob an der richtigen Stelle wirkt motivierend und sorgt für mehr Leistungsbereitschaft wie Freude an der Arbeit. Ganz wichtig ist aber, zu erkennen, welche/r MitarbeiterIn welches Lob braucht. Dem einen mag es unangenehm oder gar peinlich sein, vor versammelter Mannschaft gelobt zu werden, der andere wiederrum schätzt diese öffentliche Anerkennung. Wie bei allem gilt aber auch beim Lob, Maß halten – zu viel oder zu überschwängliches Lob wirkt oftmals aufgesetzt und unehrlich. Darüber hinaus ist ein pauschales Lob wie „das haben Sie gut gemacht“ nicht besonders aussagekräftig, gehen Sie besser konkret auf eine Situation ein, in der Ihr Mitarbeiter oder Ihre Mitarbeiterin besonders gute Leistungen erbracht hat – zum Beispiel: „Frau Müller, wie Sie heute mit diesem schwierigen Kunden umgegangen sind, war hervorragend.“ Während Sie Lob nur dann verteilen sollten, wenn es auch etwas zu loben gibt, können Sie Anerkennung regelmäßig äußern. Viele MitarbeiterInnen leisten gute Arbeit, ohne ständig herausragend zu sein. Würdigen Sie auch Routineaufgaben und den Normalbetrieb. Ein einfaches Danke, dass Sie mir den Rücken freihalten, reicht oftmals schon aus, um Wertschätzung zu äußern.

Alle gleich behandeln – die Lösung?

Der Spruch aus unserer Erziehung „Behandle die Menschen so, wie Du behandelt werden willst!“ ist leider nur bedingt richtig. Ich muss die Menschen und besonders MitarbeiterInnen so behandeln, wie sie behandelt werden wollen. Jeder Mensch hat eine individuelle Persönlichkeit und unterschiedliche intrinsische Motive, die Sie als Führungskraft kennen und beachten sollten. Alle gleich zu behandeln ist nicht die ultimative Lösung in der Führung – lernen Sie Ihre MitarbeiterInnen kennen. Frau Maier zum Beispiel steht kurz vor der Rente, ist ein absoluter Familienmensch und verbringt gerne Zeit mit ihren kleinen Enkelkindern. Geben Sie ihr für besonders gute Leistungen einen extra Tag frei, wird sie sich besonders wertgeschätzt und verstanden fühlen. Herr Schneider hingegen steht noch am Anfang seiner Karriere und möchte sich stets weiterentwickeln und fortbilden. Geben Sie ihm den Raum dazu oder unterstützen Sie eine Fortbildung finanziell, wird er sich besonders geschätzt fühlen. Wenn Sie den Menschen erkennen und dort abholen, wo er steht, dann wird Ihre Führung um ein Vielfaches an Qualität gewinnen.

Wenn Sie mehr erfahren wollen, wie Sie aus MitarbeiterInnen zufriedene und begeisterte MitarbeiteInnen machen, dann sprechen Sie mich an.